Wednesday, September 28, 2011

Ende gut, alles gut - oder was?

„Eine herrliche Liebesgeschichte. Das schönste Buch des Jahres.“ Christine Westermann, WDR

„Ein waschechter Liebesroman, herzergreifend und oft hinreißend komisch. Ein Vergnügen.“ Brigitte

„Ein wunderbar witziges und sanft wehmütiges Buch, eine Zeitreise durch die letzten zwanzig Jahre.“ Neon

Ich bin furchtbar wütend: Nachdem mir das oben beschriebene Buch von verschiedenen Seiten ans Herz gelegt wurde und die wunderbaren Zitate ein wunderbares Buch versprochen hatte, musste ich nun lesen, dass die Protagonistin stirbt. Einfach so. Ich tat mich anfangs etwas schwer mit dem Buch, erst mit Seite 131 funkte es, vorher war es mir zu versucht britisch-komisch und trotzig. Und dann kurz vor Schluss als mein Herz ein wohlwollendes warmes und sanftes Gefühl umschloss, stirbt die Heldin des Romans einen wahrlich wenig heldenhaften Tod a la Meg Ryan in City of Angels. Aus Frust darüber, dass mir die Pressestimmen doch eigentlich „eine herrliche Liebesgeschichte“ versprochen hatten, hab ich an mein Schwimmpensum um 6 Bahnen mehr erweitert. „Herrlich“ bedeutet nicht, dass die Protagonistin einen grausamen, unnützen Unfalltod stirbt und die Liebe ihres Lebens gerade auf dem Höhepunkt der Glückseligkeit und Zufriedenheit allein zurücklässt.

Ich frage mich, ob die oben genannten Stimmen das Buch überhaupt gelesen haben oder ob nur irgendein Praktikant die Pressemitteilung des Verlags gekürzt und veröffentlich hat. Man könnte es eine unglaubliche, aber keinesfalls eine „herrliche Liebesgeschichte“ nennen. Und ein „Vergnügen“ ist es schon gar nicht. Ich kämpfte mit den Tränen als der Hinterbliebene dem unsagbar schmerzhaftem Gefühl der Einsamkeit erlag. Sowas ist ganz sicher kein „Vergnügen“. Das Buch ist herzergreifend, mitreißend, ekstatisch, emotional, erschlagend ehrlich und einfühlsam, aber keineswegs ein Vergnügen. Es sei denn man ergötzt sich an einem tragischen Liebesschicksal.

Nun die Frage: Sollte ich nicht lieber die Papst-Biographie lesen, endlich bei „Wuthering Height“ über 18 hinauskommen (oder vielleicht nochmal von vorn anfangen, kann mich gar nicht erinnern, ob Heathcliff bereits erwähnt wurde) und "Theos Reise" ein Ende bereiten statt mich in den Bestsellerlisten herumzutummeln und Liebesgeschichten zu lesen? Ja, vielleicht. Aber immerhin hab ich Urlaub, da darf man sich auch leichte Unterhaltung gönnen. Und nun widme ich mich der Papst-Biographie (Johannes Paul II). Oder vielleicht doch „About Face“ von Donna Leon.. Schließlich hab ich noch Urlaub.

*Den Titel des Buches habe ich an dieser Stelle bewusst nicht erwähnt, schließlich möchte ich nicht spoilern.

Monday, January 24, 2011

Hilfe, die Milchpreise!!

Der Krimiautor Elmore Leonard erklärte kürzlich in einem Interview im Magazin der Sueddeutschen Zeitung, dass man in Prosa auf 100.000 Wörter gerade mal zwei bis drei Ausrufezeichen verwenden dürfe, es sei denn man wäre Tom Wolfe.

Nun bereits im Titel verwendete ich zwei, um meinem Unmut Ausdruck zu verleihen. Die Milchpreise verfolgen mich. Das erste Mal begegneten sie mir im Jahr 2007 als ich einer Freundin half ihr WG-Zimmer zu streichen. Im Hintergrund lief das Radio und jede halbe Stunde wurden wir darauf hingewiesen, dass Milchprodukte in diesem Jahr deutlich teurer werden würden. Vor allem bei der Butter mache sich das bemerkbar. Der Preis bei normaler deutscher Markenbutter steige von 79 Cent auf unglaubliche 1,19 Euro. Grund dafür sei der steigende Milchpreis. Wenn man bedenkt, dass deutsche Lebensmittel im Vergleich zu unseren westeuropäischen Nachbarländern wie beispielsweise Frankreich günstig sind, fand ich diese plötzliche Preissteigerung nicht sonderlich besorgniserregend. Ich sah zwar ein, dass der Anstieg überproportional auffallend war, aber schließlich hatte sich bei den Milchpreisen seit Jahren kaum etwas getan und es wäre nur fair, wenn nun den deutschen Milchbauern endlich mehr Geld in die Kassen fließen würde.

Mit meiner Meinung war ich ziemlich allein. Es ging nur noch um das Thema Milchpreise. Die Empörung war überall zu spüren. Meine damalige Mitbewohnerin, Lehramtsstudentin, fragte mich, ob ich es schon gehört hätte. Die Milchpreise. Sie kaufte gleich vier Stück Butter zum alten Preis. Die Discounter Aldi und Lidl kündigten an so viele Milchprodukte wie möglich zum alten Preis zu verkaufen. Die Unizeitung fragte sich, ob sich das auf den Cappuccinopreis in der Cafeteria auswirken würde. Tatsächlich würde der auch 4 Cent teurer werden. Kurze Zeit später machte man die Chinesen für den steigenden Preis verantwortlich. Die kauften uns die ganze Milch weg und trieben damit den Preis unnötig in die Höhe. Verschwörungstheoretiker schalteten sich ein und vermuteten, dass diese Pressenmitteilung nicht stimmte, da den meisten Asiaten das entscheidende Enzym fehlte um Kuhmilch zu verdauen. Die Leute kauften dutzendweise Butter und froren diese ein, worauf man bei Besuchen natürlich ausdrücklich hingewiesen wurde: „Der Kuchen ist noch mit alter Butter gebacken. Hatte ich noch in der Gefriertruhe.“ Gott sei Dank war der Buttervorrat auch irgendwann erschöpft, so dass ich nicht immer anerkennend nicken musste, wenn mir Gebackenes mit alter, billiger Butter vorgesetzt wurden.

2008 machte sich leichte Entspannung breit. Die Milchpreise würden sich wohl im kommenden Jahr gegenüber zum Vorjahr kaum verändern. Doch davon bekam ich in Indien nicht viel mit. Auch hier waren die Milchpreise oft ein Thema. Von Anfang 2008 bis Ende 2010 stieg der Milchpreis für einen halben Liter von 8 Rupien (etwa 13 Cent) auf 12 Rupien (etwa 20 Cent), was jedoch in etwa der Inflationsrate entspricht. Vielmehr zu schaffen machte den Menschen die teilweise auftretende Milchknappheit, verursacht zum Beispiel durch Streiks. So drohte 2009 das Lichterfest Diwali in Chennai ein tragisches Ausmaß anzunehmen, da die staatliche Milchversorgung der stürmischen Anfrage nach Ghee (geklärte Butter) für die feiertagsüblichen Süßigkeiten nicht gewachsen war. Aavin, ein bundesstaatliches Milchunternehmen, kam mit den Lieferungen der günstigen Produkte nicht hinterher und bot zur Bestürzung aller den Kunden dafür teurere Lebensmittel an. Wenn Lieferungen kamen, dann wurde das in der Zeitung publik gemacht und die Leute standen Schlange und warteten geduldig auf ihre Ration wie die Ossis auf ihre Bananen.

Nun wieder zurück in Deutschland vernahm ich in der vergangenen Woche die Schreckensmeldung des Statistischen Bundesamts, dass Lebensmittel im letzten Jahr deutlich teurer wurden und dazu zählen natürlich Milch und Butter, die um 1,6% teurer wurden während die Inflationsrate nur 1,1% betrug. Diese Obsession um Milchpreise sind meines Erachtends zwei Ausrufezeichen wert, wenn nicht sogar drei, aber ich möchte nicht anmaßend sein und muss mir noch eins aufsparen für die nächsten 99.400 Wörter.

Vor Kurzem ertappte ich mich dabei, dass ich Butter für 99 Cents kaufte. Für meine Eltern. Statt Blumen. Weil ich weiß, dass Butter zum Angebotspreis Freude macht.

Thursday, September 23, 2010

Plus und Minus..

...oder auch Pro und Con, Auf und Ab, gute Zeiten - schechte Zeiten.. Die Autorin Elizabeth Gilbert, die das Buch "Eat Pray Love" schrieb, erinnert sich am Ende eines jeden Tages an ein besonders schönes Erlebnis und hält es am Ende des Tages schriftlich fest. Daran musste ich heut denken als ich auf dem Weg war, um mich mit unserem Mitarbeiter Mr. Shaktikumar zu treffen, um ein Apartment anzusehen. Ich ging eine Seitenstraße entlang, bei der Deepak mich gebeten hatte, dort schon 6 Uhr abends, wenn es langsam dunkel wird, nicht mehr langzulaufen. Es ist auch die Straße, die zu meinem Yogacenter führt. Nun, heut war es erst kurz nach 3, der Himmel strahlend blau und von Sonnenuntergang keine Spur, folglich dachte ich nicht daran einen großen Umweg zu laufen. Auf dem Weg kam mir eine Gruppe Schulkinder entgegen, die gerade auf dem Weg nach Hause waren. Schon von Weitem sahen sie mich und winkten und riefen "Hi". Als wir auf einer Höhe waren, streckten sie mir alle ihre kleinen braunen Hände entgegen und ich gab ihnen fleißig die Hand. Nach einem kurzen Schwatz auf Halb-Tamil und Halb-Englisch sagte ich "Bye" und ging weiter.

Das war sehr rührend, dachte ich. Alle diese kleinen strahlenden Kinder für die es ein Erlebnis ist, einer weißen Frau, die Hand zu schütteln. Sie waren wirklich goldig und ich dachte, dass ich dieses Erlebnis aufschreiben würde, wenn ich besondere Erlebnisse am Ende eines Tages festhalten würde.

Ein Junge hatte das mitangesehen und folgte mir als ich weiterging. Ich denke, er war zwischen 12 und 14, aber ich kann das bei den indischen Kindern und Jugendlichen immer schwer einschätzen, weil die Inder größtenteils eher kleiner und zierlicher gebaut sind als die Europäer. Er könnte also auch gut 15 oder 16 gewesen sein, aber keinesfalls älter. Nach ein paar Schritten rief er mir etwas hinterher. Ich hatte Kopfhörer im Ohr und tat als ob ich sein Rufen nicht hörte. Er lief etwas schneller und rief nochmal. Noch immer tat ich als ob ich nichts hören würde. Als er allerdings auf fast gleicher Höhe war, konnte ich ihn nicht mehr ignorieren. "Madam, Madam" rief er. Ich nahm höflich einen Kopfhörer aus dem Ohr (auch um zu betonen, dass ich vorher tatsächlich nichts gehört hatte) und schaute ihn fragend an. Er streckte mir seine Hand entgegen. 'Bist du nicht etwas alt, um mir auch die Hand geben zu wollen?', schoss es mir durch den Kopf. Hmm, naja, okay.. Ich gab ihm meine Hand und er war sofort einen Schritt näher an mir dran und legte mir seine linke Hand auf meinen Rücken. Das war zu viel! "No touching!", rief ich und schob ihn weg.

Ich stöpselte wieder mein beruhigerendes Hörbuch ein und ging weiter. Er kam mir langsam hinterher, dann wieder etwas schneller und letztlich war er wieder auf gleicher Höhe. "Madam, Madam", sagte er immer und immer wieder. Ich seufzte, stöpselte wieder aus und sah ihn grimmig an während ich weiter lief. Ich hörte nur die Worte: "Free massage.. evening.. today, Madam.. massage.. free." "NO, NO, NO, NO, NO!", antwortete ich und machte eine abwehrende Handbewegung. Ich war entsetzt und mir wurde schlecht. Warum, warum?!? Ich verstehe das nicht? Er folgte mir noch die letzten 500 Meter bis ich auf Mr. Shaktikumar traf und ließ dann von mir ab.

Wenn ich daran denke, hab ich immernoch ein beklemmendes Gefühl. Was denkt der sich eigentlich? Sind wir hier auf Goa oder was, wo die ausländischen Mädels oben ohne am Strand liegen und sich von den indischen Jungs für ausgesprochen viel Geld massieren lassen? Es war hellichter Tag, es war eine belebte Straße, ich trug ein indisches Outfit durch und durch. Eine lange Kurta, indische Schuhe, indischer Armreifen... Nun gut, so sehr ich es auch versuche, ich werde wohl kaum als Inderin durchgehen. Was hat diesen Jungen dazu veranlasst, mir seine ekligen Dienste aufschwatzen zu wollen.

Ich versuche an die herzlichen, lachenden Kinder zu denken, aber sobald ich an ihre kleine Hände denke, schiebt sich die Hand vom "Masseur" dazwischen und macht mir mein besonderes Erlebnis kaputt.

Es ist erst gestern passiert. Im November verloben wir uns.

Heut morgen logge ich mich bei Facebook ein und lese die News. Mein ehemaliger Kollege hat seinen Beziehungsstatus geändert, er ist jetzt in einer Beziehung. Von vielen Seiten wurde er beglückwünscht und selbstverständlich wurde auch Fragen gestellt, wer ist sie und wie ist es dazu gekommen. Seine Antwort darauf: "Es ist erst gestern passiert. Im November verloben wir uns." Ich musste lächeln, denn das ist tyisch indisch. Seit gestern erst in Beziehung und natürlich wird sofort über die Heirat gesprochen. Es würde mich auch nicht wundern, wenn die Eltern etwas arrangiert hätten. That's India!

Monday, September 20, 2010

Genug ist zu wenig - oder es wird so wie es war

30 - alles ist anders. 30 - alles bleibt wie es war. 30 - genug ist zu wenig. Mir kommt es vor als ob sich das Universum gerade überlegt, einen großen Schwung Änderungen im Leben meiner Liebsten vorzunehmen. Um mich herum schießen Schwangerschaften, Hochzeiten - heimlich oder mit rauschendem Fest - Babys, Trennungen, neue Beziehungen, Jobwechsel wie Pilze aus dem Boden. In der einen Sekunde winke ich noch freudig und nichtsahnend einer Freundin und in der nächsten Sekunde, sehe ich dieselbe Person mit einem Ring am Finger oder 5cm mehr in der Taille.

Auch ich habe Neuigkeiten, gute Neuigkeiten und als ob mir das Universum sagen will, dass die Entscheidung die richtige ist, fliegt mir plötzlich von allen Seiten nur Gutes zu. Es ist nahezu unglaublich, wie sich alles fügt.

Dazu fällt mir folgendes Lied von Herbert Grönemeyer ein.

Bleibt alles anders

Thron über Konvention
Das Leben kommt von vorn
Stehst unter einem hellen Stern
Einem hellen Stern
Verträum Dich in Deinem Traum
Verlaß Dich auf Zeit und Raum
Du gehörst zum festen Kern

Trockne die Tränen
Zieh Deine Kreise
Der stille Weg
Folg dem Sonnenaufgang leise
Tanz den Tanz auf dünnem Eis

Forder das große Gefühl
Durchquer den Hades zum Ziel
Surf auf dem Scheitelpunkt des Lichts
Erwarte viel, lebe für den Transit
Zwing das wahre Geschick
Ein Silberstreif am Horizont

Stell die Uhr auf Null
Wasch den Glauben im Regen
Die Sintflut ist verebbt
Die Sünden vergeben
Kein Ersatz - Deine Droge bist Du, bist Du

Es gibt viel zu verlieren, Du kannst nur gewinnen
Genug ist zuwenig - oder es wird so wie es war
Stillstand ist der Tod, geh voran, bleibt alles anders
Der erste Stein fehlt in der Mauer
Der Durchbruch ist nah

Kommt der Moment, kommt die Zeit
Wasser wird zu Wein
Und die Sekunden bleiben stehen - auf dem Punkt
Zauberer verraten ihre Tricks
Auf allen Würfeln fällt die sechs
Die Limits brechen weg

Monster verkriechen sich, die Schätze gehoben
Du steigst nach unten, du fällst nach oben
Ohne Netz - dein Placebo bist Du, bist Du

Es gibt viel zu verlieren, du kannst nur gewinnen
Genug ist zuwenig - oder es wird so wie es war
Stillstand ist der Tod, geh voran, bleibt alles anders
Der erste Stein fehlt in der Mauer
Der Durchbruch ist nah, der Durchbruch ist nah
Der Durchbruch ist nah
Kein Ersatz - Deine Droge bist Du, bist Du

Es gibt viel zu verlieren, du kannst nur gewinnen
Genug ist zuwenig - oder es wird so wie es war
Stillstand ist der Tod, geh voran, bleibt alles anders
Der erste Stein fehlt in der Mauer
Der Durchbruch ist nah

Es gibt viel zu verlieren, Du kannst nur gewinnen
Genug ist zuwenig - oder es wird so wie es war
Leb den Transit, zwing das wahre Geschick
Durchquer den Hades zum Ziel
Hoffnung als Gegengewicht

Es gibt viel zu verlieren, Du kannst nur gewinnen
Genug ist zuwenig - oder es wird so wie es war

Friday, August 27, 2010

30 über Nacht

Es ist passiert: Abgesehen davon, dass ich mich nun in die Altersgruppe 30-39 eintragen muss, wurde ich in einer Umfrage zum ersten Mal gefragt, ob ich Doppelherz Aktiv-Produkte kaufe. Während ich in meinen Zwanzigern zu ausgefallenem Mineralwasser, exotischen Biersorten, Kosmetik, Schokolade und meinem Nutzungsverhalten im Internet gefragt wurde, so ist es nun "Doppelherz - die Kraft der zwei Herzen".

Ich habe bereits ein halbes Jahr vor meinem Geburtstag mit dem Üben begonnen und bei Gelegenheiten immer wieder 30 erwähnt. Ich werde 30. Nach und nach gelang mir das immer besser und manchmal war ich über mich selbst überrascht, wenn jemand einwarf: "Aber noch bist du 29!"

Doch alle Vorbereitung nützt nichts, wenn die 30 plötzlich erbarmungslos vor der Tür steht. Ja, ich gebe zu, in den letzten Stunden vor Mitternacht war mir
komisch zumute. Ich bin doch gerade erst 13 geworden. Wie konnte das nur so schnell gehen? Ein unheimliches Gefühl legte sich auf meine Brust und machte mir das Atmen schwer. 30. So viele Erwartungen, so viele Fragen.. In Indien bin ich in diesem Alter und als Frau so gut wie nicht mehr vermittelbar, es sei denn ich wäre die Tochter einer unglaublich reichen Familie. Mein Zenit gälte als bei Weitem überschritten. In Deutschland hingegen scheint 30 ein ausgezeichnetes Traualter zu sein, wenngleich doch viele den Absprung schon in den späten Zwanzigern wagen.

Einige Freundinnen fragten mich, ob ich auch solche Panik bekäme, wenn ich an meinen bevorstehenden Geburtstag denke. Ob mich die Verwandten auch nerven mit ihren Fragen, wann ich denn gedenke, zu heiraten oder eine Familie zu gründen. Komisch, fragt denn tatsächlich niemand nach der Karriere? Ist das ein geschlechtsspezifisches Phänomen? In meinem familiären Umkreis fallen die Fragen zu der Familiengründung eher selten, oder vielleicht fällt es mir einfach nicht negativ auf.

Mit 30 verändert man sich in der Wahrnehmung seiner Freunde. Wenn ich mit dem Satz beginne: "Ich habe Neuigkeiten", so kommt zurück: "Bist du schwanger?" Nein, nein, nein.. Ich liebe Kinder oder besser: Ich liebe die Kinder anderer. Ich habe in den letzten zwei Monaten in Deutschland genug Zeit mit kleinen Menschen verbracht, um genau zu wissen, dass das nichts für mich ist. Das hat noch lange Zeit. Ich habe andere Pläne..

Wednesday, August 25, 2010

Das ist doch absurd!

Vieles in Indien erscheint schlichtweg unlogisch und ist für mich oft nicht nachvollziehbar. Hier ein Beispiel: Alle Medikamente werden entgegen der Vorschrift ohne Rezept verkauft, seien es nun einfache Kopfschmerztabletten oder aber verschreibungspflichtige Mittel wie Antibiotika, Schlaftabletten bis hin zu Impfstoffen. Sogar die "Pille danach" könnte ich, wenn ich wollte, gänzlich ohne Arztbesuch oder gar Rezept in nahezu jeder Apotheke erhalten, obwohl sie im Bundesstaat Tamil Nadu eigentlich verboten ist.




Nun wollte ich vor Kurzem für Hazel eine Wurmkur kaufen, wofür man nach Recherchen im Internet, beim Tierarzt eigentlich nur das Körpergewicht angeben muss, damit der Doktor weiß, welche Dosis angemessen ist. Doch dieser weigerte sich und sagte, dass der Hund vorgestellt werden muss. Ohne Arztbesuch keine Wurmkur!

Ist das ein Scherz?! Ich kann ein verbotenes Medikament ohne Probleme erwerben während ein Entwurmungsmittel für einen Hund nur mit Visite zu bekommen ist. Verrückt dieses Indien. Und ganz nebenbei: eine Wurmkur für Menschen ist selbstverständlich für jedermann zu bekommen.