Lent = Fastenzeit

Ich habe beschlossen, dieses Jahr wieder zu fasten. Das hört sich beinah so an als ob ich das in aller Regelmäßigkeit machen würde, dabei hab ich das Ganze erst einmal durch. Meine Regeln für dieses Jahr sind allerdings etwas strenger als beim letzten Mal. Die grundlegenden Dinge, auf die ich verzichte, bleiben wieder die Gleichen, das heißt keine Süßigkeiten, kein Alkohol, keine Zigaretten (nun gut, ich rauche ja sowieso nicht so viel), kein Knabberzeug, keine zuckerhaltigen Getränke wie süßer südindischer Kaffee oder Masala Tee und natürlich erst recht keine Soda, wie meine geliebte Coca Cola oder ähnliches. Dann kommt jedoch noch hinzu, dass ich mich dieses Jahr vegetarisch ernähre UND (und das ist eigentlich das Schlimmste an dem Ganzen!) kein Essen von außerhalb zu mir nehme. Das heißt kein Lunch außerhalb, nichts in Restaurants, nicht mal einen Salat. Das ist diesmal das wirklich Schwierige an der ganzen Fastenzeit. Heut abend zum Beispiel gehen wir alle ins Zara's (Tapas Bar) und mit meinem blöden Fastenplan, darf ich mir dort doch glatt ein Wasser bestellen. Da das erst der dritte Fastentag ist, hatte ich das schon ganz vergessen und hatte in Gedanken schon eingelegte Oliven, Spicy Chicken und einen Cosmopolitan bestellt. Statt desssen werde ich mir ein klares, erfrischendes Wasser gönnen, vielleicht ist der Kellner so nett und tut mir eine Zitronenscheibe ins Glas.

Das Schöne in Indien ist allerdings, dass Fasten nichts Außergewöhnliches ist. Wenn ich also sage, dass ich "on lent" bin, dann gibt es keine Nachfragen, warum, weshalb und wieso. Das ist sehr angenehm. Außerdem bin ich mit dem Fasten nicht allein. Selbst Tamil Nadus Chief Minister Karunanidhi drohte mit einer Fastenzeit als es die Regierung nicht schaffte die Tumulte zwischen Anwälten und der Polizei im High Court zu legen. Stellt euch das mal vor? Regelmäßig zum 1. Mai würde Milbradt oder Schönbohm sagen: "Jungs, wenn es dieses wieder zu Ausschreitungen kommt, dann fange ich an zu fasten" Wie absurd! Da komm ich gar nicht drüber hinweg. Natürlich würde das Fasten des CM ein klein wenig strenger ausfallen als mein Fasten, Leute nennen es hier sogar manchmal Hungerstreik. Allerdings glaub ich nicht, dass der Gutste das lange durchhalten könnte, schließlich ist er schon 84 Jahre alt und körperlich nicht mehr ganz auf der Höhe. Das war ein Euphemismus. Ich wollte nicht unhöflich sein und dem alten Mann auf den Schlips treten. Nun ja, wie auch immer. .. Fasten als politisches Druckmittel zu verwenden, hört sich in meinen europäischen Ohren einfach absurd an.

Für mich heißt es jetzt also, alles Essen selber kochen... oder doch nicht?!?! Heut morgen hat unsere Maid gekocht. Sie hat es schon einmal getan, da war es nicht so gut. Das erste Mal gab es Mumpta oder so ähnlich. Ich muss nochmal nachfragen, was der genaue Name dafür ist. Mich hat es an Grits erinnert, dieser amerikanische Grießbrei, den es in den Südstaaten zum Frühstück gibt und den die da drüben mit geschmolzener Butter und Salz und Pfeffer essen. Mumpta war so ähnlich. Irgendwelches Grießzeug, allerdings sehr viel trockener. Heut hingegen gab es leckere Dosas, das sind herzhafte, dünne und leicht knusprige Pfannkuchen aus gemahlenem Reis und einer Linsenart. Dazu ein leckeres Tomaten Chutney, von dem ich den Namen vergessen habe.

Irgendwie ist es aber schon seltsam, wenn jemand "Fremdes" daheim kocht. Man setzt sich einfach an den Tisch und dann kommt die gute Fee und serviert. Auch abräumen muss man nicht. Klar, werden jetzt einige sagen. Was hast du denn gedacht wie das ist, wenn man Angestellte hat. Andere sagen vielleicht auch: Ätsch, im Hotel Mama krieg ich das auch, nur kostet es mich da keinen Pfennig und dafür muss ich nicht nach Indien gehen.

Für mich war es einfach seltsam. Es hat ausgesprochen gut geschmeckt, aber es war seltsam. Mittlerweile hab ich mich schon so gut wie dran gewöhnt, dass ich nicht abwaschen muss, nachdem ich gekocht habe. Also gewöhne ich mich bestimmt auch daran, dass die Maid von nun an öfter mal Frühstück zubereitet.