Saturday, October 24, 2009

Diwali und Dr. Rex

Dieses Diwali hab ich im Bett verbracht mit einem dicken Knie und schmerzendem Kiefer. Es war so frustrierend. Ich weiß nicht, was passiert ist. Seit etwa 5 Tagen hatte ich leichtes Unwohlsein im Kiefer. Die linke Seite wollte nicht mehr so richtig. Das Gelenk schmerzte und ich konnte nicht mehr richtig zubeißen. Also waren Deepak und ich am Donnerstag im Krankenhaus beim Orthopäden. Deepak musste mit, denn ich hatte Angst, dass es dislocated sein könnte und die das ganze manuell wieder einrenken, so wie Callie immer bei Grey’s Anatomy. Jedenfalls mussten wir vier Stunden von einem Arzt zum nächsten, zwei Mal zum Röntgen und letzlich landete ich beim Zahnarzt, der mir eine teure Schiene verpasste, die Schrott ist und nicht hilft, aber zumindest hat er mir die richtigen Schmerzmittel verschrieben.

Jedenfalls fiel es mir im Krankenhaus schon schwer, mein mein Knie zu strecken, aber ich hatte das schon mal und es ging wieder weg also hab ich dem Ganzen kaum Aufmerksamkeit gewidmet. Am nächsten Tag wurde es jedoch schlimmer und es schwoll langsam an und am Samstag, an Diwali war es ganz furchtbar. Da tat es auch weh, war superdick und die Muskeln total verhärtet. Ich lag wie eine alte Frau im Bett, jeder Schritt war eine Herausforderung und zum Essen gab es Suppe. Ihr erinnert euch – der schmerzende Kiefer.


Der Arztbesuch wurde auf Sonntag verschoben, weil die Ärzte, die an Diwali im Krankenhaus arbeiten erstens alle Hände voll zu tun haben und zweitens, sind die Ärzte in der Notaufnahme auch selten die Besten. Die, die es sich leisten können, nehmen sich den Tag frei. Also machten wir uns am folgenden Tag auf zum Arzt, diesmal nicht ins Krankenhaus, sondern zu einem Doktor, den Deepak empfehlen konnte. Sein Name ist Rex Antony. Er hat auch einen Doktortitel, allerdings weiß ich nicht, wofür. Man kann hier auch einen Doktortitel als Physiotherapist bekommen, hab ich mir sagen lassen.

Wir sind erst zu dem Ort gefahren, an dem Deepak Dr. Rex vermutete, aber er war umgezogen und die Suche nach der neuen Praxis lief wie folgt: Wir hatten Deepaks Freund und Fahrer, Bun dabei (ja, sein Spitzname ist Bun, wie das Milchbrötchen), der dann ausstieg und irgend jemanden fragte, wo der Arzt sei. Die erklärten, dass er umgezogen war. Also fuhren wir in die Gegend, die er genannt bekommen hatte und fragten uns dort durch, waren dabei allerdings nur semi-erfolgreich, aber immerhin ziemlich nah dran. Deepak nutzte dann die modernen technischen Möglichkeiten und googelte den Namen mit seinem Handy, rief anschließend die Auskuft an und fragte nach Dr. Rex, der in dieser Gegend sein Praxis haben sollte. Die schickten dann per SMS die Adresse.


Wie bereits erwähnt, es Sonntag und auch in Indien ist das für die meisten Doktoren ein Feiertag. Indien ist jedoch in dieser Hinsicht großartig. Auf dem Schild der Praxis stand auch die Handynummer . Deepak an und Dr. Rex erklärte, dass er gerade außer Haus sei, aber wir könnten nach 3:30pm wiederkommen. Also fuhren wir nach Hause, ich hatte schlimme Schmerzen, nahm eine Schmerztablette und schlummerte erstmal ein wenig bis es wieder zurück zur Praxis ging. Von außen sah das Haus sehr modern aus, aber von innen... Das Wartezimmer gleicht eher einer kleinen Bahnhofshalle. Ganz groß aber Bilder von Jesus und Maria mit Jesus-Baby und ich dachte, ich könnte das als gutes Zeichen sehen. Dann sahen wir den Doktor, der Tamil sprach und Deepak übersetzte.

Er schaute sich mein Knie an und meinte, dass es dislocated sei und da wusste ich schon, dass er es wieder einrenken würde. Er guckte sich dann das Bein aus allen möglichen Richtungen an und drehte es, damit er auch gut untersuchen konnte. Dann meinte er, dass er es einrenken würde. Oh Mann, größer als der Schmerz war die Angst. Wobei ich sagen muss, dass der Schmerz auch nicht ganz ohne war. Nochmal muss das nicht sein. Er drückte also und suchte genau die Stellung, die am meisten weh tat und drückte, während ich weinte und immer „Nein, nein“ und „Stopp“ wimmerte. Er gab aber nicht auf und drückte weiter, obwohl sich mein Körper automatisch dagegen wehrte und plötzlich fühlte ich ein Plopp und es war vorbei. Mein Knie tat immer noch weh und so wie vorher konnte ich es noch nicht richtig bewegen, aber zumindest konnte ich es bewegen. Die Muskeln, die sich so verhärtet hatten, waren plötzlich wieder weich. Ich konnte auch wieder laufen, nicht elfengleich, aber immerhin laufen. Ihr glaubt es nicht, ich sah mein Knie an und hätte beinah vor Freude geheult. Eines muss ich allerdings sagen, ohne Deepak hätte ich das Ganze nicht durchgestanden. Er hat mir buchstäblich den Rücken gestärkt, was unter anderem dazu beitrug, dass ich nicht weglief. Nun kommt das Beste, das Ganze kostete nur 150 Rupien, was etwa 2,25 Euro sind und in diesem Preis war sogar noch eine Binde inklusive.

So war es zwar schmerzhaft, aber dafür konnte ich aus der Praxis laufen. Ich humple immer noch ein bisschen und die Muskeln schmerzen ein wenig, aber bald kann ich schon wieder wie ein junges Reh durch die Gegend hüpfen. Wie ich mein Knie verdreht habe? Keine Ahnung. Vielleicht beim A.R. Rahman Konzert? Ich stand oft auf den Zehenspitzen, um sicher zu gehen, dass mich A.R. in der Menge auch sieht. Oder ist es passiert als ich mit Hazel spielte, vielleicht als ich mit ihr Tauben und Krähen und Katzen gejagt habe? Wer weiß... Es kommt ja nur darauf an, dass es meinem Bein jetzt besser geht. Und das bessert sich von Minute zu Minute.

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