Friday, December 4, 2009

Fauxpas hoch zwei

In Chennai ist Kollywood überall. Im Radio laufen fast ausschließlich tamilische Filmsongs und wer ein nettes Gesprächsthema mit den Einheimischen sucht, ein Gesprächsthema das definitiv Anklang findet, dann ist man mit Kritik zu den neuesten Filmen und Klatsch und Tratsch über Stars und Sternchen gut beraten. Manchmal kann das allerdings auch nach hinten losgehen: Auf dem Trecking Trip hab ich es mir anfangs gleich mit einem jungen Inder verscherzt, der in unserem Auto mitfuhr. Ich behauptete, dass Kamal Haasan kein so herausragender Schauspieler ist wie alle immer behaupten. Zugebenermaßen möchte ich an dieser Stelle betonen, dass Kamal Haasan eine Koryphäe Kollywoods ist. Keiner der Tamilen wuerde etwas auf ihn kommen lassen. Ich würde ihn als den Mario Adorf Kollywood bezeichnen, wobei seine Bekanntheit und sein Reichtum den Mario weit übertreffen.

Wir saßen also im Auto. Maruthi aus Chennai, die verrückte Henne Marie aus Frankreich, eine weitere Susanne, ebenfalls aus Deutschland und ich. Das Thema ist Filme und ich wage mich weit aus dem Fenster heraus und behaupte, dass Kamal Haasan keine oscarreifen Leistungen bringt. An dieser Stelle muss ich zugeben, dass ich erst einen Film mit ihm gesehen habe. Die restliche Grundlage meiner Kritik beschränkt sich auf Ausschnitte, die ich im Fernsehen sah oder hier auf Youtube.



Kamal Haasan ist nicht schlecht, das will ich damit nicht sagen, aber er ist auch nicht überragend gut. Hier ist der Haken. Ich versuchte Maruthi zu erklären, dass es für mich einen Unterschied zwischen einem guten Film und einem guten Schauspieler gibt. Kamal Haasans Werke sind Kassenschlager und Publikumshits, das stimme ich vollkommen zu. Aber er ein guter Schauspieler? Da muss ich widersprechen.

Mit dieser Meinung machte ich mich äußerst unbeliebt. Maruthi erklärte sehr bestimmend, dass Kamal Haasan einer der Besten in der Filmindustrie Indiens sei und damit war die Diskussion beendet. Mit Maruthi hatte ich es mir nun verscherzt. Als wir Halt machten, um die Kinder von der Schule abzuholen, wechselte er das Auto. Auf dem Rest des Trips sprach er kein Wort mehr mit mir und gab nur bruchstückchenhafte Antworten, wenn ich ihn ansprach. Das Fazit ist: Maruthi und ich werden wohl keine Freunde werden. Trotzdem bleib ich bei meiner Meinung, werde sie jedoch etwas vorsichtiger kommunizieren, sonst ende ich als Außenseiter, weil mich niemand mehr einladen mag.

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